16.04.2008 :: Herzmensch - Kopfmensch #2

Spannend wie das Herz- Kopfthema im Moment mich noch immer beschäftigt. Je mehr man sich ‚aktiv’ Gedanken zu etwas macht, desto mehr fällt einem auf, wie das Thema eigentlich das Leben, das Leben anderer, mein Leben beschäftigt und auch ein Stück weit bestimmt. Das ist quasi wie wenn man schwanger ist, dann sieht man scheinbar auch nur noch überall Schwangere (hab ich mir sagen lassen)... es fällt einem einfach mehr auf.

Mit wem man auch redet, mit wem man sich auch trifft – überall die selben Probleme.

Ein Freund von mir, hat sich vor einiger Zeit verliebt, obwohl er sich nach der letzten Beziehung vorgenommen hatte, das nie mehr zuzulassen (Kopfentscheid). Trotz Mauer und allen Sicherheitsmassnahmen ist es dennoch passiert - Herz auf Solotour. Er hat sich das inzwischen aber wieder ausgeredet - es sich „vorboten“ und versucht durch Kopfarbeit sein Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Merklich nicht ganz immer mit Erfolg...

Eine Freundin von mir ist auch verliebt. Sehr glücklich... Eigentlich glücklich. Auch bei ihr funkt immer wieder der Kopf dazwischen, welcher schlechte Erfahrungen gemacht hat... Er hinterfragt alles, versucht sie zu schützen - Mauer. Ja der Kopf hat oft das Gefühl, wer keine Gefühle zulässt, riskiert auch keine Schmerzen – aber da rechnet der Kopf einfach ohne Herz. Weil das Herz ist nicht nur unglücklich, wenn es verletzt wird, sondern auch, wenn es nicht das erhält was es sich wünscht... wenn es ihm vom Kopf verweigert wird...

Ein weiterer Freund erzählte mir auch von seiner unglücklichen Geschichte. Schon seit längerer Zeit ziehe sich diese nun hin... Beide sind am zweifeln. Beide haben Gefühle füreinander, wollen es aber nicht unbedingt Liebe nennen, oder nur manchmal? Sie können es nicht definieren, doch es ist etwas da (Herz)... Beide wissen aber, dass eine Beziehung auf Dauer wohl keine Chancen hat (Kopf). Sie wollen sich entscheiden - schwarz oder weiss -, schieben gleichwohl die Entscheidung vor sich hin, weil beide sich bewusst sind, dass eine Entscheidung, wie sie auch ausfällt, Konsequenzen haben wird...

Das kenn ich auch wieder von mir selber. In meiner letzten Beziehung. Es war schon lange beiden klar, dass das keinen Sinn mehr macht, dass es keine Zukunft gibt. (Aus heutiger Perspektive sowieso nicht mehr nachvollziehbar, was das noch sollte...) Wir fassten damals den Entschluss das super Werkzeug namens „Beziehungspause“ einzusetzen. Im Grunde ist das doch eine „Abgewöhnungsphase“ - aber das tönt so hart. Das macht man doch , weil eine Go/No-Go Entscheidung so verdammt schwierig ist – wenn doch Gefühle im Spiel sind.  Man weiss nie wie der „andere Weg“ gewesen wäre. Woher will man wissen was gewesen wäre wenn... hätte ich doch noch einmal... vielleicht hab ich nicht genug.... wäre es anders... Wäre es besser?

Ich hab zu meiner Mutter mal – mehr im Scherz – gesagt: "Das Leben besteht aus falschen Entscheidungen." Leicht pessimistisch, doch das Schlimme ist, es könnte tatsächlich so sein. Man kann nicht wissen, weil man nie den anderen Weg kennen lernen wird. Und drum sind Entscheidungen so schwer... sie bestimmen den Verlauf des weiteren Lebens und wir wollen doch glücklich sein - jetzt und in Zukunft.

Das grösste Kopf/Herz Problem ist vielleicht, dass das Herz in der Gegenwart lebt und der Kopf an die Zukunft denkt. Herz will uns kurzfristig glücklich machen und Kopf langfristig. Das heisst „Kopf“ macht jetzt Entscheidungen die in Zukunft für das Herz gut sein sollen - vernünftig -, aber das Herz will im Moment glücklich sein. Aber woher will Kopf wissen, ob es in Zukunft anders sein wird? Kann man dem Kopf vertrauen? Kann man dem Herz vertrauen?

Ja und bei mir selber sieht es ja auch nicht besser aus. Kopf weiss genau was gut für mich ist, sieht ein, was Sinn macht und was keinen Sinn macht. Denkt Logisch, denkt voraus, denkt zu viel. Trotzdem gibt es ab und an wieder reine Herzaktionen, die mich meist eher traurig stimmen, woraufhin ich dann von meinem Kopf-Ich eher belächelt werde.

Gerade wenn es um Entscheidungen geht ist es so schwierig zu wissen, ob man auf Kopf- oder Herz hören soll – für mich zumindest. Herz hofft manchmal einfach auf Wunder... naiv? ...kindlich? ...oder einfach nur romantisch? Ich ertappe mich oft beim „hoffen“...

Ich dreh mich mit meinen Gedanken im Kreis. Es gibt keine „Lösung“ – es ist nicht mathematisch. mühsam? interessant? mühsam! Woher soll man denn wissen...?

Ich glaub inzwischen nicht mehr, dass man entweder Herzmensch oder Kopfmensch ist - Ich glaube, dass unsere Köpfe einfach unterschiedlich gut argumentieren können und sich die Herzen verschieden lang belügen lassen...