17.06.2008 :: Austausch von Volunteers - und wir waren dabei!

Gratis zu arbeiten ist ja eine Sache... aber sich darum zu reissen, beinahe zu betteln, gratis arbeiten zu dürfen lässt sogar mich an Susii und mir zweifeln.

Wir haben uns so sehr in den Kopf gesetzt als Austausch Volunteers nach Bern zu gehen... :) Wir freuten uns riesig! Wir wollten Bern erleben, wir wollten die Holländer erleben, wir wollten das T-Shirt, wir wollten einfach... ;)

Relativ kurzfristig mussten wir unsere jeweiligen Trainings absagen und den Volunteer-Chef in Bern kontaktieren, eine Übernachtungsmöglichkeit finden, Karte von Bern studieren und den Reiseweg herausschreiben und klammheimlich im Büro abschleichen... :-) Schon um 15.30 Uhr ging es für mich los.



Zug um 16.00 Uhr hab ich in Zürich erwischt und auf dem Weg dahin auch gleich noch ein bisschen die Stimmung der Host City Zürich mitnehmen können. Ich war nervös und freute mich. Die Zugfahrt nach Bern schien endlos. Als mich meine Ungeduld nicht mehr ruhig sitzen, nicht mehr klar denken liess, griff ich zum Handy und rief Susii an. Gemeinsam steigerten wir uns noch mehr in die Vorfreude hinein, so dass ich die 15 Mintuen Verspätung des Zuges fast nicht mehr zu überleben mir zutraute. Doch es ging. Irgendwie.

Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren rief ich, nach Zugankunft, Susii wieder an. Wir gaben unsere Standorte und Laufrichtungen durch - eigentlich hätten wir uns schon sehen müssen. Ich beschrieb meine Kleidung, unten beige Hosen, oben blaues T-Shirt (Volunteer Uniform halt) und bemerkte während dem ich scheinbar mithörlaut meine Kleidung beschrieb, dass ein vor mir Laufender sich umdrehte, um zu überprüfen, ob ich wirklich das anhabe. Diese Situation griff ich gleich auf und kommentierte diese am Telefon mit "jetzt hätt sich grad eine umdräiht zum luege öbi würkli das ah ha...", so laut, dass er es hören musste und er grinste. "und jetzt grinst er."  Und ich sprang davon. Susii hat mich inzwischen endeckt. Sie war auf der anderen Strassenseite... :-)

Als klar war, bzw. als wir es nicht mehr verleugneten, dass es uns nie und nimmer auf 17.30 Uhr ins Volunteer Center reichen kann, riefen wir da an und der Druck wurde gleich von uns genommen. Kein Stress, kommt einfach.



Ohne diesen Druck hatten wir nun die Möglichkeit überhaupt mal das auf uns wirken zu lassen, was in dieser Stadt abgeht. Alles orange. Überall Menschenmengen. Eine Stadt in Feierstimmung. Ein Gefühl, dass ich in Basel so bis jetzt noch nicht hatte. Wir liefen alles gerade aus und kamen dabei irgendwie in einen orangen Strom, eine Parade? Wir schwammen quer durch, erreichten das andere Ufer, schnellten weiter am Zytglogge Turm vorbei, bis wir zur Strasse gelangten, wo mein Onkel und meine Tante wohnen. Wir leuteten, wurden eingelassen, stiegen Treppe für Treppe hoch und wurden herzlichst begrüsst. Ein Zimmer stand schon bereit, uns wurde Essen und alles angeboten. Meine Tante freute sich riesig, war schön. Doch wir mussten doch weiter. Steckten den Schlüssel ein und führten unseren Weg fort.

Weiter der Strasse entlang, welche sich mehr und mehr entorangisierte. Wir fanden tatsächlich irgendwie irgendwo irgendwann das Messe Gelände, Bea Expo. Zu unserem eigenen erstaunen nur 30 Minuten zu spät.

Draussen standen schon bekannte Gesichter - Basler Volunteers. Wir wurden herzlich begrüsst und vorgestellt ("wir haben unsere besten und schönsten Volunteers aus Basel geschickt") und auch gleich eingeteilt.

Es ging alles recht schnell. Der Köbi Lutz (nicht Kafi) deckte uns mit Kleidern und vor allem mit unzuordbaren Informationen ein. Eher wir uns versahen, standen Susii und ich irgendwo bei einem Parkplatz, bekleidet mit Leuchtweste, anfangs noch mit weissen Handschuhen, und verteilten Host City Guides. Wir erhielten zwar viele Informationen zu unserem Job, auf der kurzen Fahrt zu unserem Standort (irgendwo hinter dem Stadion), trotzdem hatten wir keine Chance die Informationen irgendwie und irgendwo in unseren Köpfen abzulegen. Alles war so zusammenhangslos, wie es wohl wird, wenn man etwas tausend und abertausend mal schon erklärt hat. So flossen die Informationen halt ins leere...

1 Bänkli, 1 Parkplatzareal, 4 Prospekt Kisten, Susii und ich.



Wir sollten halt einfach die Host City Guides den Leuten verteilen, die vom Parkplatz zum Station laufen. So einfach wäre die Aufgabe gewesen... doch! Und jetzt kommt der Hacken: Es natte nur noch französische und holländische Prospekte. Und das beim Spiel Rumänien vs. Holland, in Bern.

Am Anfang brauchte es wirklich überwindung die französischen Prospekte den offensichtlich rumänischen Fans unterzujubeln. Viel überwindung. Das kann man doch nicht bringen? Was sollen die damit?

Doch mit der Zeit und mit Susii ging das plötzlich ganz gut :-) Es wurde zur Herausforderung - wir brachten die Leute sogar dazu, dass sie sich um die Prospekte rissen, oder sich in Reihe stellten, damit auch jeder einen bekommen würde. Anfangs trauten wir uns noch nicht, den soeben ausgehändigten Prospekten nachzusehen, aus Angst, es könnte einem auffallen, dass er die Sprache nicht versteht und noch schlimmer, es könnte ja Jemand zurückkommen!

Doch auch diese Angst ging vorbei und wir fragten uns, warum das niemand stört? Susii und ich haben gelacht wie lange nicht mehr. Wir haben uns ständig vorgestellt, wie die Rumänen in dem Prospekt blätterten und dachten "ah lueg, s isch düütsch" und wie das ganze rumänische Schulsystem basierend auf diesem vermeindlich deutschen Prospekt die Deutsche Sprache als Pflichtfach in der Schule einführen... und noch vieles mehr... einfach zu viel Phantasie... :-)



Zum Teil kamen sogar auch Holländer - naja, alles was orange war, erhielt einen holländischen City Guide, auch wenn sie offensichtlich Schweizer waren. Doch ab und an kam dann wirklich ein Holländer, aber ich könnte jetzt nicht beschwören, dass die nicht auch zum Teil den französischen City Guide erhalten haben :-)

Wir hatten es unbeschreiblich lustig und nach 2 Stunden, waren wir schon von der Arbeit erlöst. Schade eigentlich! Wir haben mindistens 400 Host City Guides verteilt und kaum einer ist zurückgekommen... ein Lächeln und sie nehmen einfach alles an... :-) "Da gibt's was gratis Syndrom" oder so...



Wir wurden sogar wieder vom "Arbeitsplatz" abgeholt und zurück ins Volunteer Center gebracht. Da gabs Reiseentschädigung (hehe...), Host City Bern T-Shirt (juhuuu) und was gutes zu essen.





Das Spiel war schon in vollem Gange und wir machten uns auf den Weg durch die leeren Strassen zum Public Viewing - da wo der Bär nun doch noch tanzt! Der orange Bär.



Dank Volunteer Ausrüstung kamen wir ohne Sicherheits Check ins Public Viewing rein und konnten wieder diese gewaltige Stimmung der orangen Flut auf uns wirken lassen. Bern tobt! Es ist genial!





Ich freu mich auf den Samstag, wenn die alle nach Basel kommen :-)

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