Gedanken zum 17.01.2005

Heute gibt es mal einen anderen Bericht. Nicht lustig. Nicht ironisch. Ernst.

Heute schreibe auch nicht in meiner Zeit, sondern in eurer Zeit. Hier ist noch immer der 16.01, bei euch jedoch schon der 17.01. Meine Freunde, meine Familie kennt dieses Datum.
Ich weiss nicht, wie ich mit diesem Tag umgehen soll, soll ich ihn feiern, oder sollte ich trauern. Soll ich mich freuen wie gut es mir geht? Darf ich mich freuen, dass es mir so gut geht, wo ich doch jemanden verletzt habe?

2 Jahre ist es nun her und es hat mich verändert. Die Zeit vergeht schnell. Ich denk nicht mal mehr jeden Tag dran, wie im ersten Jahr und doch lassen mich die Narben an und in mir nicht vergessen was damals geschehen ist. Grad heute hat mich hier wieder jemand nach meinen Narben gefragt. Das Schlimmste, wenn ich vom Unfall erzähle ist für mich immer die Frage die immer kommt, wer war schuld? Ich muss fairerweise die Schuld mir eingestehen, obwohl ich es mir nicht erklären kann, und gerade deswegen ist es so schwer. Ich wünschte mir ich könnte mich erinnern. Wieso bin ich wieder auf die Gegenfahrbahn gelangt? Was ist in diesem Moment geschehen? Ich hab soviele Fragen. Ich sah die Bilder, die Bilder sind jetzt in meinem Kopf, doch es sind nicht Bilder aus meinem Kopf. Ich hab die Bilder von der Unfallsstelle irgendwo im Internet gefunden auf der Seiten der Feuerwehr Bern und Burgdorf, sind da noch mehr? Ich hatte Laze und Heidi den Auftrag gegeben mein Auto zu fotografieren bevor es verschrottet wurde (und selbst um mein Auto traure ich noch immer), da es mir nicht möglich war, es selbst anzuschauen, was ich so gerne gemacht hätte. Ich hab nur Schnipsel, Aussagen (solche und solche), Bilder und reim mir was zusammen, wie ich es gern hätte und wie es vielleicht war. Doch irgendwo in meinem Kopf müsste doch alles gespeichert sein? Wie schlimm muss die Erinnerung sein, dass es mir nicht erlaubt ist, sie abzurufen?
Die Schuld ist das schlimmste!

Der Unfall an sich war mir eine grosse Lehre. Ich lernte viel über mich, mein Umfeld, meine Familie. Ich lernte mich auf neue Situationen einzustellen - ich hatte keine andere Wahl. Ich lernte über das Leben. Viele Erfahrungen und Eindrücke dich ich mitgenommen habe und die mir jetzt helfen, neuen Herausforderungen in meinem Leben zu meistern.

2 Jahre nachher: mir gehts gut. Letzte Woche bin ich hier in Hawaii, noch in der alten Residenz, mitten in der Nacht aufgeschreckt. Ich träumte von einem Unfall, nicht mein Unfall. Ich hatte seit der Zeit im Spital,unmittelbar nach dem Unfall, nie mehr so Träume. Ich sollte wohl den Jahrestag nicht vergessen. Wie könnt ich auch.